Montag, 5. Dezember 2016

Bauch und Kopf

Ich habe Urlaub. Ansich ganz schön, keine Frage. Nur bin ich die einzige, die Urlaub hat. Der Gatte und die Kinder müssen morgens aus dem Haus. Das finde ich per se schonmal einfach nicht schön. Mal einen Tag ohne die Rasselbande - immer gern. Aber mehr als eine Woche gefällt mir das nicht - vor allem auch aufgrund der Tatsache, dass ich genau weiß, dass eben alle zwischen den Tagen und bis zu den heiligen drei Königen frei haben werden. Ich allerdings nicht. 
Urlaub bedeutet für mich, genau dann aufzustehen, wenn mir danach ist. Ich hasse nämlich frühes Aufstehen. Sehr sogar. Wenn dann aber morgens hier Alltag ist, passt das Ausschlafen nicht wirklich. Auch wenn mir die Familie das ansich gönnt und mich auch (fast) in Ruhe lässt, steht unser Bett im Wohnraum. Da ist nicht mehr so viel mit "schafen bis ich wach werde".
Das ist aber nur das Eine. Noch schwieriger finde ich, dass um mich herum generell der Alltag tobt. Die Kindelein weiter Termine haben. Der Haushalt, der leider allzugern vernachlässigt wird, im Urlaub erst recht auf meiner Seele liegt. Bis ich abarbeite. Die Todo Liste lang und länger ist. Dass momentan sowieso tausende dieser Weihnachtstermine anstehen. Hausmusikabend des Gymnasiums mit Kindeleinbeteiligung. Die Notwendigkeit, dafür noch backen zu müssen. Theaterbesuch mit der Grundschulklasse, wie jedes Jahr vor Weihnachten. Adventsbasar beim Sport. Weihnachtsessen im Team, mit den Sportkollegen. Mit Hinz und Kunz. Für mich. Und die Kindelein. Und HerrnNebeL. Und, und. Sie kennen das sicher. All dies zusammen stresst mich. Das weiss ich auch. 
Wie aber entschleunige ich das alles? Ganz konkret und praktisch ist mir das eigentlich klar. Aussieben, Prioritäten setzen. Auch mal Absagen. Stehen lassen. Tatsächlich aber ist mir gar nicht so recht klar, was ich, wenn ich denn aussieben würde, mit der Zeit anfangen sollte. Das ist ein ziemliches Dilemma, weil ich vorne und hinten auf keinen grünen Zweig komme. Alltagsstress im Urlaub gefällt mir nicht. Zeit freischaufeln und sie dann haben überfordert mich gerade. Keinen Spass am Lesen, Nähen, Baden, Sporteln, Spazieren oder Rad fahren. Oft schenke ich meine Zeit momentan den Eltern unter mir, weil ich schlichtweg nicht weiss, wie lange ich ihnen diese Zeit noch schenken kann. Manchmal aber ist auch das ein mir von mir selber auferlegtes Pflichtprogramm, aus Angst, dass die Zeit eben zu schnell vorübergehen könnte.
Mir fehlt die Bewusstheit, mit der ich Dinge tue. Die Wahrnehmung, was ich gerade für mich tue. Was ich aus welchem Grund tue. Möchte ich das gerade? Möchten das die Anderen? Möchte das überhaupt wer oder tue ich - und vielleicht die Anderen - das einfach nur, weil "man" es eben tut?
Der Kopf weiß manches. Der Bauch ist diffus. Achtsamkeit wäre wohl ein gutes Stichwort. Ist nur schwierig, wenn ich gerade zwischen Bauch und Kopf wild herumrenne, um die beiden irgendwie einander wieder näher zu bringen.

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